Obstbau, Obstkultur und Obstwissen

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Streuobstwiese

 

Streuobstwiese

Auf einer Streuobstwiese werden verschiedenste Obstsorten zusammengepflanzt, die robuste und typischerweise Alte Obstsorten darstellen (in der Regel über 100 Jahre seit Züchtung/ Entdeckung). Auf die Streuobstwiese gehören nur ausgesprochen robuste Sorten. Eben solche Obstsorten, die wenig anspruchsvoll gegenüber dem Boden sind, sehr Klimafest und wenig pflegeaufwendig sind. Klassischer Weise werden auf der Streuobstwiese die Obst-Arten Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume und Süsskirsche als Hochstamm kombiniert.

Streuobstwiese

Der Begriff der Streuobstwiese kann aus verschiedenen Sachverhalten hergeleitet werden. Wenn man verschiedene Fachbücher zu Rate zieht, gibt es drei verschiedene Ursprungsbezeichnungen für diesen Begriff.

 

Herleitung des Begriffs Streuobstwiese

Der Begriff der Streuobstwiese wird aus den verschiedensten Sachverhalten hergeleitet. Es wird behauptet, der Begriff ergibt sich daraus, dass:

1. die Obstbäume wie gestreut auf der Wiese verteilt stehen

2. die Früchte reif von den Bäumen fallen und dann wie gestreut unter den Bäumen liegen bleiben

3. die Obstbäume in verschiedensten Arten (Apfel, Birne, Kirsche, Pflaume,...) und verschiedensten Sorten willkürlich verteilt (wenn auch in Reihe und Glied) auf einer Wiese zusammenstehen

Wertvoll für Vögel, Insekten, Spinnentiere, Fasanen, Rebhühner und Rehe ist die Streuobstwiese in jedem Fall. Nicht umsonst wird behauptet, die Streuobstwiese sei das wertvollste und artenreichste Biotop. Eine Streuobstwiese ist besonders wertvoll, wenn es Ihnen gelingt, verschiedenste Arten und Sorten zu kombinieren.

 

Obstarten und Obstsorten für die Streuobstwiese

Monokultur ist nicht sinnvoll - und würde auch nicht den Begriff der Streuobstwiese verdienen. Versuchen Sie im Idealfall Apfel-, Birnen-, Kirschen- und Pflaumensorten zu kombinieren - und wählen Sie je Obst-Art mindestens zwei Hochstämme verschiedener Sorten aus. Dabei sollten Sie daran denken, dass viele Obst-Sorten auch nur dann Früchte tragen, wenn ein entsprechender Befruchter vorhanden ist.

Wenn Sie mehr als 10 Obst-Bäume pflanzen, geben Sie den Äpfeln das mengemässig stärkste Gewicht. Achten Sie bei der Auswahl im Schwerpunkt auf robuste Lagersorten. Gerade im Spätsommer könne Sie vielleicht kein Obst mehr sehen - freuen sich dann aber im Spätherbst, Winter und Frühling auf ihre eingelagerten Äpfel.

Generell sollten Sie darauf achten, besonders robuste Bäume auf die Streuobstwiese zu pflanzen. Robust heisst insbesondere robust gegen Krankheitenproblematische Bodenverhältnisse und problematische Witterungsverhältnisse.

 

Robustheit gegenüber Krankheiten bei Obstbäumen der Streuobstwiese

1. Rubust gegenüber Krankheiten heisst bei Apfelbäumen (malus) der Streuobstwiese:

  • - wenig anfällig für Baumkrebs (Rindenkrebs)
  • - wenig anfällig für Schorf
  • - wenig anfällig für Feuerbrand
  • - wenig anfällig für Mehltau
  • - wenig anfällig für Kragenfäule

2. Robust gegenüber Krankheiten heisst bei Birnenbäumen (pyrus) der Streuobstwiese:

  • - wenig anfällig für Birnengitterrost
  • - wenig anfällig für Schorf
  • - wenig anfällig für Bakterienbrand

3. Robust gegenüber Krankheiten heisst bei Süsskirschen, Pflaumen, Zwetschen, Mirabellen (prunus) der Streuobstwiese:

  • - wenig anfällig für Gummifluss
  • - wenig anfällig für Monilia Spitzendürre
  • - wenig anfällig für Scharka (nur Pflaumen/ Zwetschen) 

 

Robustheit gegenüber problematische Bodenverhältnisse und problematische Witterungsverhältnisse bei Obstbäumen der Streuobstwiese

Die Rubustheitskriterien gegenüber problematischen Witterungsverhältnissen bei Obstwiesen gilt für alle Obstarten gleichermassen:

  • - wenig empfindlich gegenüber Wechselfeuchte
  • - wenig empfindlich gegenüber vorübergehender Staunässe (bei stark verdichteten Böden)
  • - wenig empflindlich gegenüber Wind
  • - wenig empfindlich gegenüber Spätfrösten
  • - wenig empfindlich gegenüber tiefen Wintertemperaturen, bzw. frostwiederstandfähig (insbesondere bei Gebirgs- oder Kontinentalklima)
  • - wenig hitzeempfindlich
  • - wenig emfpindlich gegen länger anhaltende Trockenheit

Die Aufzählung mag Sie erschrecken. Insbesondere die Liste der möglichen Krankheiten lässt einen vermuten, nie und nimmer eine Streuobstwiese mit gesunden Bäumen hinzubekommen. Aber nein - achten Sie auf robustere Sorten und tollerieren Sie dabei, dass nicht jede Frucht tadellos aussieht. Vielleicht fällt auch eine Sorte in einem Jahr aufgrund einer Krankheit, eines Schädlings oder aufgrund von Spätfrost aus. Wenn Sie verschiedenste Sorten einer Art (z.B. die Sorten Dülmener Rose, Grahams Jubiläum, Biesterfelder Renette der Art Apfel) angebaut haben, haben Sie eine Risikostreuung im Anbau vorgenommen, bei der ihnen die Obstwiese mit grösster Wahrscheinlichkeit jedes Jahr Obst bietet. Es ist zu berücksichtigen, dass bestimmte Sorten, auch bei bestem Gesundheitszustand alternierend tragen. Alternierend tragende Bäume hängen in einem Jahr so voll, dass Sie ganze Schubkarren voll davon ernten können und im Folgejahr reicht es gerade für einen Eimer. Seien Sie gelassen - so ist es eben.

 

Einige besonders robuste Sorten für die Streuobstwiese

Häufig werde ich nach empfehlenswerten Sorten für die Streuobstwiese gefragt, die besonders robust sind. Je nach Lage müsste man diese Liste eigentlich anpassen, da man nicht zwingend einen windfesten Baum braucht, wenn die Bäume in einem Taal stehen, oder auch keine besonders frostempflindlichen Sorten benötigt, wenn man in der Nähe der Nordseeküste die Obstwiese anlegt. Dennoch lassen sich bestimmt Sorten angeben, mit denen man eigentlich nichts falsch machen kann. Einen besonderen Wert lege ich bei der Sortenauswahl insbesondere auf eine Unempfindlichkeit gegen die oben aufgeführten Hauptkrankheiten.

Besonders Robuste Apfelsorten für die Streuobstwiese:

  • - Roter Eiserapfel
  • - Kardinal Bea
  • - Krügers Dickstiel
  • - Schöner aus Herrnhut
  • - Schöner aus Nordhausen
  • - Rheinischer Krummstiel
  • - Rheinischer Bohnapfel
  • - Finkenwerder Herbstprinz
  • - Rote Sternrenette

Besonders Robuste Birnenbäume für die Streuobstwiese:

  • - Köstliche aus Charneux
  • - Gute Luise
  • - Gräfin von Paris
  • - Conference

Besonders Robuste Kirschsorten für die Streuobstwiese

  • - Grosse Schwarze Knorpelkirsche
  • - Hedelfinger Riesenkirsche
  • - Dönissens Gelbe Knorpelkirsche

Besonders Robuste Pflaumensorten, Zwetschensorten, Mirabellensorten  für die Streuobstwiese

  • - Bühlers Frühzwetsche
  • - The Czar
  • - Mirabelle aus Nancy
  • - Ontariopflaume

Eines der wichtigsten Kritierien bei der Baumauswahl ist Ihr persönlicher Geschmack. Wenn Sie Kinder haben, achten Sie auf genügend Naschobst, das heisst insbesondere Kirschbäume und Pflaumen zu pflanzen.

 

Problem Vogelfrass bei Kirschbäumen auf der Streuobstwiese

Bei Obstwiesen in der Freien Landschaft ist zu berücksichtigen, dass die dunkel werdenden Kirschen, wie Grosse Schwarze Knorpelkirsche, Hedelfinger Riesenkirsche fast vollständig von Tauben, Amseln und Rabenvögeln gefressen werden. Wählen Sie hier grundsätzlich hell bleibende Kirschen wie Dönissens Gelbe Knorpelkirsche oder Grosse Prinzessinkirsche - sie stechen im schwarz-weiss-Raster der Vögel nicht so von der Blattmasse hervor und werden von Ihnen nicht so stark wahrgenommen. Von dem Gedanken, die Kirsch-Bäume mit Netzen zu schützen, können Sie sich bereits jetzt verabschieden. Das macht man zwei Jahre lang, dann wirds einem zu lästig. Knallgeräte, CDs, Plastik-Raben, gespannte Fäden und Vogelscheuchen wirken rund eine Woche, dann sch... die Vögel drauf. Also wenn Kirschen - dann helle Sorten (es sei denn Sie wollen nur die Vögel füttern).

 

Pflanzung der Bäume auf der Streuobstwiese

Grundsätzlich sollten die Hochstämme im Verbund von 10 x 10 m gepflanzt werden. Wenn die Fläche sehr gross ist, kann das Raster auch auf 12 x 12 m erhöht werden. Pflanzen Sie die Bäume in Reih und Glied. Das schreib ich nicht, weil ich ordnungsfanatisch bin - aber die Praxis zeigt, dass derartig angelegte Wiesen wesentlich einfacher zu pflegen (insbesondere zu mähen, mulchen und mit Grossgeräten zu beernten sind).

Zu jedem Baum gehört mindestens ein Pflanzpflahl. Bewährt haben sich Spitzpfähle von 2,50m Länge im Durchmesser von 8 cm. Diese lassen sich einfach mit einer Rammkatze einschlagen und sind ausreichend stabil. Der Pflanzpfahl sollte bis unter den letzten Kronenast reichen. Nehmen sie bitte keine in Farbe oder in Öl getauchten Pfähle. Sie vergiften unnötigerweise den Boden (und Ihre Früchte). Bis die Bäume stark genug sind, werden die Pfähle allemal halten, auch wenn sie aus Fichten- oder Tannenholz sind.

Die Bäume werden mit einem flexiblen Bindematerial angebunden. Tödlich ist die Verwendung von Draht und unflexiblen Strohbändern. Bereits nach wenigen Jahren haben diese "Hilfen" den Baum derart abgeschnürrt, dass Sie sie direkt wieder roden können. Glauben Sie nicht, dass Sie die Drähte oder Strohbänder rechtzeitig nachjustieren - das vergisst man ganz schnell. Achten Sie auf dehnbares Material, das breitflächig aufliegt. Gut geeignet sind alte, einmal längst aufgeschnittene Fahrradschläuche oder die GEFA-Baumbindegurte.

Obstbäume in der Freien Landschaft benötigen zwangsläufig einen Rindenschutz gegen Hasen, Kaninchen. Und wo sie vorkommen: gegen Rehe, Dammwild und Hirsche. Umgeben Sie jeden Baum mit einem 1,20 m hohen Anti-Knapp-Schutz. Alte Rolladen, Strohmatten oder Abwasserohre führen zu Schimmelbildung und Überhitzung im Rindenbereich - dann können Sie die Bäume auch sofort absägen.

Wenn Sie keine Schafe unter den Obstbäumen halten wollen, zäunen Sie die Obstwiese nicht mit einem Maschendrahtzaun oder Stacheldrahtzaun ein. Insbesondere das Hasen- und Rehwild wird es Ihnen danken. Sie nehmen sehr gerne das Fallobst auf. Gerade im Winter oft die einzige Futterquelle. Wenn Sie den Anti-Knapp-Schutz angelegt haben, bleibt die Rinde vor den Tieren geschützt. Sollten Sie der Meinung sein, ein Einzelschutz ist überflüssig, wenn Sie die Wiese komplett einzäunen, vergleichen Sie einmal die Kosten einer Kompletteinfriedung mit dem Einzelschutz. Zudem habe ich schon Obstwiesen gesehen, auf die Rehböcke trotz Stacheldraht oder Maschendraht gelangt sind - und fast jedem der Obstbäume die Rinde abgeschält haben.

 

Steigerung des ökologischen Wertes einer Streubstwiese

Der Wert dieses Biotops kann nochmal gesteigert werden, wenn es mit anderen Biotopen vernetzt werden kann (z.B. Wald, Teichanlage). Ideale Biotopverbinder stellen breite Hecken aus verschiedensten Gehölzen dar. In der Rubrik Hecken werden derartige Gehölze dargestellt und die Pflanung, Anlage und Pflege derartiger Heckensysteme aufgezeigt.

Wenn Sie eine Streuobstwiese anlegen wollen, nehmen Sie Kontakt mit mir per Mail oder Telefon auf, ich berate Sie bezüglich der passenden Arten und Sorten. Es gibt verschieden Kniffe, die bei der Planung und Anlage berücksichtigt werden wollen.