Hecken
Heckengehölze in der freien Landschaft
Funktionen einer Hecke
Heckengehölze haben insbesondere in windigen Gegenden einen erosionsverhindernden Wert und reduzieren neben dem Abwehen der Bodenkrume das windbedingte Austrocknen der Fläche. Insbesondere beim mehrschichtigen Aufbau bietet die Hecke eine ökologische Nische für eine Vielzahl verschiedenster Tierarten. Sie bietet Deckung für Rehe, Hase, Kaninchen, Nistplatz für zahlreiche Singvogelarten, Brutraum für Fasan und Rebhuhn, Blütennahrung für Bienen, Hummeln und andere Insekten. Zur Äsung von Rehe und Kaninchen sind Blattwerk, Beeren und Pflanzen-Jungaustriebe wertvoll.
Ideale Standorte einer Hecke
1. Eine Hecke sollte dort angepflanzt werden, wo für die ausreichend Platz für die Anlage von Kernzone, Mantelzone und Saumzone (am besten beidseitig) vorhanden ist. Insbesondere bei der Heckenpflanzung in der Nähe von Gewässern ist auf eine ausreichende Breite von Mantel- und Saumzone zum Gewässer zu achten.
2. Eine Hecke ist dort besonders wertvoll, wo sie Biotope miteinander verbinden kann. Dabei ist sowohl die Verbindung zweier gleicher Biotope (zB. zweier Waldgebiete, Teichanlagen, Seen, Feldgehölzgruppen, Obstwiesen,...) als auch die Verbindung andersartiger Biotope (z.B. ein Waldgebiet mit einer Obstwiese,...) sinnvoll.
3. Ein vorhandenes Biotop (wie Obstwiese, Teich oder See) wird durch die Anlage einer Hecke im Wert vervielfacht (Wertmultiplikator Hecke). Insbesondere wenn das Biotop frei einsehbar ist, bietet eine Hecke den fehlden Sichtschutz. Dies gilt vor allem, wenn das Biotop direkt an einer stark frequentierten Strasse, einem Industriegebiet oder einer Siedlung liegt. Gerade Niederwild, dass vor Greifvögeln Schutz suchen muss, nimmt offene Biotope nicht oder nur unzureichend an.
4. Eine Hecke ist nur dort sinnvoll, wo der Eigentümer bzw. der Pächter der Fläche mit ins Boot geholt und vom Wert einer Hecke überzeugt werden kann. Vor der Neuannlage oder Ergänzung einer Hecke sollte das Gespräch mit dem entsprechenden Landwirt gesucht werden. Einwendungen und Ängste bezüglich Flächenverbrauch oder Krankheitsübertragungen durch die Hecke, sollten berücksichtigt werden. Wenn nicht alle Parteien von einer Hecke überzeugt sind, scheitert das Heckenprojekt in der Regel. Um Streitigkeiten im Vornherein zu vermeiden, sollte bei Ergänzungspflanzungen in der Nähe von Getreide- und Runkelfeldern kein Pfaffenhütchen gepflanzt werden (Zwischenwirt von Getreiderost und Überträger der Rübenlaus). In der Nähe von Obstplantagen verzichtet man auf die Pflanzung von Wachholder (Zwischenwirt des Birnengitterrosts) oder die Pflanzung von Wildäpfeln (evtl. Überträger des Baumkrebses).
5. Ob eine Hecke angelegt wird, sollte nicht davon abhängig gemacht werden, ob der Boden nährstoffarm, nährstoffreich, trocken oder sehr feucht ist. Vielmehr sollten bei der Auswahl des Pflanzmaterials die vorhandenen Boden- und Klimaverhältnisse berücksichtigt werden. Die Vielzahl von Gehölzarten ermöglicht die Anpassung an unterschiedlichste Verhältnisse.
Der idealtypische Aufbau einer Hecke in der freien Landschaft
In der freien Landschaft sind solche Hecken ökologisch besonders wertvoll, die über eine gewisse Mindestbreite verfügen und stufig aufgebaut sind. Entsprechend spitzt sich eine eine Hecke vom Rand zur Mitte hin pyramidial zu. Dabei werden drei verschiedene Heckenzonen, die aneinander angrenzen, unterschieden:. Nämlich die Kernzone, Mantelzone und Saumzone. Eine Kernzone sollte immer von Mantel- und Saumzone umgeben sein!
von der Seite (Querschnitt): Kernzone, Mantelzone und Saumzone im Grundmodell
von oben: Kernzone, Mantelzone und Saumzone im Grundmodell
1. Die Kernzone (Baumzone)
Die Kernzone besteht aus Baumarten wie Eiche, Hainbuch, Haselnuss, Eberesche und Weide. Zudem ist ein Unterwuchs von schattenverträglichen Sträuchern wie Heckenkirsche oder Schwarzdorn möglich. Sämtliche Gehölze, die in die Kernzone gepflanzt werden, sollten gut schnittverträglich sein, d.h. Stockausschläge bilden können. Die Kernzone bietet Baumhöhlen für Höhlenbrüter, Nistplätze für Baumbrüter, Schlafplatz für Nachtaktive, Schlafplatz für Tagaktive, Versteck für Amphibien, Einstand für Rhewild.
Tierarten der Kernzone:
- Tauben (Schlafbäume)
- Fasane (Schlafbäume)
- Rehwild (Einstand)
- Marder
2. Die Mantelzone (Strauchzone)
Die Mantelzone besteht aus Schneeballe, Weissdorn, Hartriegel, Faulbaum oder Wildrosen. Auch diese Gehölze sind hochgradig schnittverträglich. Die Mantelzone bietet Sitzplatz für Lauerjäger, Nistplatz für Buschbrüter, Deckung für Niederwild, Äsung für Niederwild.
Tierarten der Mantelzone:
- Rehwild (Deckung)
- Kaninchen (Äsung)
- Fuchs
3. Die Saumzone (Krautzone)
Die Krautzone besteht aus wilden Brom- und Himbeeren, Farnen und mehr- oder einjährigen Kräutern. Die Saumzone bietet Nistplätze für Bodenbrüter, Äsung für Niederwild.
Tierarten der Saumzone:
- Kaninchen (Äsung)
- Hasen (Äsung)
- Fasane (Nistplatz)
- Rebhühner (Nistplatz)
von oben: Hecke mit Zonen Kern mit Mantel und Saum umschlossen
von oben: Fluss mit Hecke zu beiden Seiten
von oben: Teich mit Hecke umschlossen
Geeignete Pflanzen für die Kernzone
Welche Gehölze ideal für eine Kern- Mantel- oder Saumzone eignen, richtet sich nach den vorhandenen Standorten. Generell für die Saumzone geeignet sind Himbeeren, Brombeeren und die Wildackermischung der Kreisjägerschaft Warendorf.
Für Neupflanzungen oder Ergänzungspflanzungen werden geeignete Gehölzarten unterschiedlichster Standorte aufgezählt:
1. Gehölzarten für tiefgründige (gute) Ackerböden
2. Gehölzarten für schwere (teils verdichtete) Lehmböden
3. Gehölzarten für trockene Sand- oder Kiesböden
4. Gehölzarten für feuchte bis nasse Sand- oder Kiesböden
5. Gehölzarten für Ufer von Flüssen und Teichen oder sehr nasse Böden
1. Gehölzarten für tiefgründige (gute) Ackerböden
1.a) Gehölzarten in der Kernzone
- Stieleiche- Hainbuche
- Feldahorn
- Esche
- Vogelkirsche
- Traubeneiche
1.b) Gehölzarten in der Mantelzone
- Weissdorn
- Pfaffenhütchen
- Heckenkirsche
- Haselnuss
- Liguster
- Schlehe
- Roter Hartriegel
- Wildrosen
2. Gehölzarten für schwere (teils verdichtete) Lehmböden
2.a) Gehölzarten in der Kernzone
- Schwarzerle
- Esche
- Traubenkirsche
- Flatterulme
- Feldulme
2.b) Gehölzarten in der Mantelzone
- Weissdorn
- Pfaffenhütchen
- Roter Hartriegel
- Grauweide
- Ohrweide
- Gemeiner Schneeball
3. Gehölzarten für trockene Sand- und Kiesböden
3.a) Gehölzarten in der Kernzone
- Hängebirke
- Hainbuch
- Stieleiche
- Traubeneiche
- Zitterpappel
3.b) Gehölzarten in der Mantelzone
- Vogelbeere
- Salweide
- Faulbaum
- Schlehe
- Besenginster
4. Gehölzarten für feuchte bis nasse Sand- oder Kiesböden
4.a) Gehölzarten in der Kernzone
- Hängebirke
- Moorbirke
- Stieleiche
4.b) Gehölzarten in der Mantelzone
- Vogelbeere
- Salweide
- Faulbaum
5. Gehölzarten für Ufer von Flüssen und Teichen
5.a) Gehölzarten in der Kernzone
- Silberweide
- Fahlweide
- Blendweide
- Schwarzerle
5.b) Gehölzarten in der Mantelzone
- Korbweide
- Mandelweide
- Grauweide
- Orhweide
- Faulbaum
Planung der Pflanzfläche und der Pflanzenstückzahl
Für eine ökologisch wertvolle Hecke, die aus Kernzone, Mantelzone und Saumzone besteht, ist eine Mindestbreite von 3 Metern einzuhalten. Wo es der Platz zulässt, ist eine Breite von 5 oder gar 8 Metern ideal (mit allen Zonen). Dabei beträgt allein die Saumzone aus Kräutern und Gräsern (z.B. Wildackermischung) auf beiden Seiten 1 bis 3 Meter.
Pflanzabstand - zwischen den Reihen und von Pflanze zu Pflanze
Generell erfolgt die Pflanzung in Reihen. Der Reihenabstand sollte einen Meter betragen. Auch innerhalb der Reihe wird ein Abstand von einem Meter gewählt. Werden mehrere verschiedene Gehölzarten gesetzt, sollten jeweils Gehölzgruppen von fünf oder sechs Pflanzen in einer Reihe aufgestellt werden.
Fachgerechte Heckenanpflanzung
Pflanz-Zeitraum für Heckengehölze
Generell sind Heckengehölze wurzelnackt zwischen Oktober und Februar zu pflanzen.
Bodenvorbereitung
Der Boden sollte vor der Pflanzung gepflügt und geegt worden sein.
Einzäunung
Der Heckenstreifen sollte bereits vor der Pflanzung mit einem Zaun, einem Gruppenschutz oder einem Einzelschutz gegen Rehe, Hasen und Kaninchen geschützt werden.
Möglichkeit Pflanzgruppen bei Nachpflanzungen gegen Verbiss zu schützen. Der Draht fehlt noch
Pflanzung
Die Wurzeln müssen vollständig ins Erdreich kommen. Zu lange Wurzeln werden nicht etwa im Pflanzloch umgeschlagen under eingewickelt, sondern eingekürzt. Die Wurzeln müssen gut angedrückt (angetreten) werden. Bei trockenem Boden ist eine Wässerung nach Pflanzung erforderlich.
Idealtypischer Heckenschnitt
1. Schnitteingriffe werden bei Heckengehölzen der Kern- und Mantelzone alle fünf bis zehn Jahre vorgenommen.
2. Schnitteingriffe werden nur in der Frist vom 01. Oktober bis Ende Februar vorgenommen.
3. Gehölze, die als Stockausschläge strauchartig aus dem Boden kommen, werden etwa 10 cm über dem Boden abbeschnitten (auf den Stock setzen).
vorbildlich auf den Stock gesetzt: Haselnuss und Holunder
4. Gehölze, die Baumartig wachsen, werden etwa 0,5 bis 1,8 m oberhalb des Bodens gekappt. In den Folgejahren werden neu entstandene Äste an diesem entstehenden Ausschlagkopf immer wieder zurückgenommen. Dieser Schnitt ist insbesondere bei den Kopfweiden bekannt (Kopfbaumbeischneitelung). Der Kopfbaumschnitt sollte jedoch nicht höher erfolgen, da der Schnitteingriff sonst dauerhaft ohne Leiter nicht mehr möglich wäre.
vorbildlich beschneitelt: Kopfweide und Hainbuche
5. Beim Schnitteingriff sollte nicht die gesamte Hecke auf einmal zürückgeschnitten werden. Es sind vielmehr innerhalb der Hecke einzelne Heckenmeter komplett zurückzuscheiden und dann ganze Heckenmeter stehen zu lassen. Das vereinzelte (und zeitlich versetzte) Herausnehmen von Einzelpflanzen ist von der Idee her zwar für das Wild vertvoller, da dann immer Deckung stehen bliebe, allerdings kommen die Ausschläge gegen die überschirmenden übrigen Gehölze oftmals nicht zurecht (Lichtkonkurrenz).
6. Bei jedem Schnitteingriff ist auf eine saubere Schnittkante zu achten (nicht etwa ausgefranst). Die Gehölze sollten leicht schräg geschnitten werden (damit das Regenwasser abfliesst).
ebenfalls mustgergültig: glatte Schnittkanten und Einhaltung des Schrägschnitts bei Schwarzerle
7. Das herausgeschnittene Holz sollte nicht in der Hecke verbleiben, sondern noch in der gleichen Saison aus der Hecke geräumt werden. Auch kleingehäckseltes Material sollte nicht in den Heckenstreifen eingebracht werden. Dieser starke Nährtsoffeintrag begünstigt langfristig die nährstoffliebende Arten. Die Abdeckung des Erdreiches verhindert das Austreiben von kerwüchsigen Sämlingen und bestehenden Wurzelstöcken.
8. Sollten Grossgeräte für den Heckenschnitt verwandt werden, die nicht die erforderlichen glatten Schnittflächen erzeugen, sollte der Schnitt durch das Grossgerät so hoch erfolgen, dass mit einer Kettensäge die Hecke nachgepflegt werden kann (Glatt- und Schrägschnitt).
9. Der Bereich der Saumzone ist dauerhaft zu erhalten und sollte weder durch die Mantelschicht überwuchert, noch durch zunehmdes Wegfpflügen vom Rand her geschmälert werden. Damit keine Stockausschläge der Mantelschicht zu einem Verlust der Saumzonenfunktion führen, ist die Saumzone etwa alle drei Jahre zu mähen.
Heckenschnitt durch Grossgeräte unter der Prämisse der Energiegewinnung
Mancherorts sieht man, dass unter der Überschrift der Energieholzgewinnung ganze Hecken mit Grossgeräten in Blitzgeschwindigkeit abgemäht werden.
Leider sind die Maschinen in keinster Weise sanftmütig. Einige Pflanzen werden von ihnen ganz herausgerissen, oder derartig fransig und tief bis in den Baumstumpf eingerissen, dass die Entstehung von Fäulnisherden zum Absterben der jahrzehnte alten Gehölze führt.
schändlich: wenn Basis derart aufgeschlitzt wird, ist die Fäulnis und das Absterben der Pflanzen vorprogrammiert
Zudem besteht die Gefahr, dass die Neupflanzung oder Ergänzung von Hecke lediglich den Erfordernissen der effizienten Holzernte unterworfen werden. Das heisst zum einen Nachbau von schnellwachsenden Gehölzen, die einfach maschinell zu schneidenden und zu verarbeitenden sind, zum anderen Verzicht auf oder gar Rückbau von Saum und Mantelzone um ein möglichst dichtes Heranfahren an die Gehölze zu ermöglichen.
Es ist zu begrüssen, das anfallende Gehölz sinnvoll (was nicht immer wirtschaftlich heisst) zu nutzen. Aber es darf nicht sein, dass nur noch mit Grossgeräten, die keinerlei Unterschied zwischen den Gehölzarten machen, vorhandene Heckengehölze verstümmelt werden.
Zudem sind auch bei dem Schnitt mit Grossgeräten die Schnittzeiträume (alle 5 bis 15 Jahre) einzuhalten, um die Entfaltung des vollen ökologischen Wertes der Hecke und den dauerhaften Fortbestand der Hecke zu gewährleisten.