Obstbau, Obstkultur und Obstwissen

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Schnitt


Schnitt


Benötigte Schnitt-Werkzeuge

nach: Zweckmäßige Arbeitsweise im Obstbau, Hilkenbäumer, Neumann Verlag GmbH, 1950


Schnittgruppen im Lebenszyklus von  Obstbäumen

  1. Pflanzschnitt
  2. Erziehungsschnitt
  3. Instandhaltungsschnitt
  4. Verjüngungsschnitt


Erziehungs- und Instandhaltungsschnitt

In den ersten drei Jahren erhalten die meisten Obstarten einen Erziehungsschnitt (Apel, Birne, Kirsche, Pflaume, Quitte, Mispel,...)  Danach wird ein so genannter Instandhaltungsschnitt alle drei bis fünf Jahre vorgenommen.


Der richtige Schnittzeitpunkt

Apfelbäume, Birnenbäume und Nashi werden von November bis Anfang April beschnitten. Zudem ist hier ein Sommerschnitt (Juli bis August) möglich.
Kirschbäume werden zum Zeitpunkt der Kirschernte beschnitten (je nach Sorte: Juni bis Ende Juli)
Pflaumenbäume vertragen einen Sommerschnitt am besten.
Walnussbäume werden ausschließlich im Juli/ August beschnitten.
Pfirsichbäume, Aprikosenbäume, Nektarinenbäume und Mandeln werden im März/April oder im Juli/ August beschnitten.

Alte Apfelbäume, Birnenbäume und Nashi, deren Neuaustrieb angeregt werden soll, werden früh beschnitten (November bis spätestens Januar). Bäume deren Wachstum gebremst werden soll, oder die ohnehin noch sehr wüchsig sind, da sie sehr jung sind, werden spät beschnitten (Februar bis Anfang April). 


Die richtigen Schnittzeitpunkte der einzelnen Obstgehölze

Zu einer genaueren Spezifizierung des Schnittzeitpunkts sollte auch bei den einzelnen Sorten nachgesehen werden. Wenn Sie sich unsicher sind, sollten Sie den Obstgehölz-Schnitt von einem Fachmann durchführen lassen. - Dies gilt gerade bei älteren Bäumen. Zu viel abgeschnittene Äste bekommen Sie nicht wieder dran! Zudem kann ein Schnitt zu verschiedenen Zeiten, völlig unterschiedliche Wuchsmechanismen auslösen. Die Schnitttechnik von Obst-Arten und Obst-Sorten füllt eine Unzahl von Fachbüchern, da ist es kaum möglich, eine erschöpfende Darstellung an dieser Stelle vorzunehmen.

Obstart Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez
Apfel xx xxx xxx xx     xx xx       x
Apfelbeeren, Aronien xxx xxx         xx         x
Aprikosen*1     xx  xxx       xxx xxx      
Birnen xx xxx xxx xx                
Brombeeren xxx xxx xxx xxx             xxx xxx
Cranberries                        
Edelkastanien                 xxx      
Erdbeeren           xxx            
Feigen     xx xxx       xxx xxx      
Felsenbirnen xxx xxx                   x
Haselnüsse xxx xxx xxx                 x
Himbeeren*2           xxx xxx xxx xxx      
Holunder*3     xxx xxx       xxx xxx      
Johannisbeeren xxx xxx xxx     xxx xxx          
Kiwi xxx xxx xxx                 x
Mandeln     xx xxx     xxx xxx        
Maulbeeren     xxx                  
Mirabellen*4       xxx     xxx xxx        
Mispeln xxx xxx xxx xxx     xxx xxx       xx
Moosbeeren                        
Nashi                        
Nektarinen     xx xxx     xxx xxx        
Pfirsiche     xx xxx     xxx xxx        
Pflaumen*4       xxx     xxx xxx        
Preisselbeeren                        
Quitten xxx xxx xxx xxx     xxx xxx       xx
Sauerkirschen       xxx   x xxx xxx        
Sanddorn           xxx xxx          
Schlehen xx xx  xx xxx     xxx xxx        
Speierlinge                        
Stachelbeeren xx xxx xxx xxx     xxx xxx       x
Suesskirschen       xxx   x xxx xxx        
Walnuesse*5           xxx xxx          
Wein     xxx xxx   xxx xxx          


*1 Aprikosen = Aprikosen sollten erst nach den letzten Frösten bzw. zum Blühtermin beschnitten, starke Verjüngungsschnitte im August/ September
* 2 Himbeeren = abgetragene Himbeerruten werden direkt nach der Ernte ebenerdig abgeschnitten
* 3 Holunder = Neutriebe auf 7-15 beschränken, abgetragene Triebe nach der Ernte abschneiden
* 4 Pflaumen, Mirabellen und Reneclauden = erst im Frühjahr, besser noch im Hochsommer schneiden
* 5 Walnüsse = bitte wirklich nur in den Monaten Juni, Juli schneiden!


Gut erzogene Baumkronen

  1. Die Krone muss luft- und lichtdurchlässig bleiben bzw. werden.
  2. Die Krone soll in die Breite wachsen.
  3. Äste dürfen nicht aufeinander liegen, sich kreuzen oder bei Wind aneinander schlagen.
  4. Äste sollten grundsätzlich leicht schräg nach außen wachsen.
  5. Äste die in das Kroneninnere hinein-wachsen, sind zu entfernen.
  6. Die Krone sollte einen ausgeglichenen Aufbau haben.
  7. Möglich ist eine breit-pyramidiale Erziehung oder eine so genannte Hohlkrone (Aufbau wie bei einem breiten Trichter).
  8. Die ideale Form hängt von der gewählten Sorte ab – Beratung ist sinnvoll.
  9. Eine einmal gewählte Form sollte in der Erziehung bzw. den Pflegeschnitten der Folgejahre konsequent weitergeführt werden.


Schnittmaßnahmen

  1. Regelmäßiger Schnitt stellt regelmäßige, hohe Erträge sicher. Bäume die nie beschnitten werden, haben in der Regel bald geringe oder keine Erträge mehr. Unmittelbar nach einem sehr starken Eingriff geht der Ertrag kurzfristig zurück. Ein vergreister Baum, der gar nicht mehr tragen will, kann nach einem Verjüngungsschnitt wieder herrliche Früchte hervorbringen.
  2. Es ist sinnvoll, sich die Obstbäume erst einmal von einem Fachmann in Form bringen zu lassen, um dann die weitere Pflege selbst zu übernehmen. Vor dem ersten eigenen Eingriff sollte man sich die richtige Schnitttechnik eingehend zeigen lassen.
  3. Der Winterschnitt sollte nur bei Temperaturen von über 3 Grad durchgeführt werden.
  4. Schnitteingriffe dürfen nur bei trockener Witterung durchgeführt werden - sonst ist die Gefahr der Übertragung von Krankheiten sehr hoch (z.B "Krebs" durch Nectria galligena).
  5. Äste, die stark eingekürzt werden, treiben in den Folgejahren stark durch, Äste, die nur wenig eingekürzt werden, treiben weniger aus, Äste, die nicht eingekürzt werden, wachsen am langsamsten weiter.
  6. Jeder Schnitt wird unmittelbar über einem gesunden Blattauge ausgeführt.
  7. Der Schnitt wird leicht schräg angesetzt, damit kein Regenwasser auf der Schnittwunde stehen bleibt.
  8. Da das Auge unmittelbar unter dem Schnittansatz am stärksten austreibt und somit die zukünftige Astverlängerung bildet, sollte das letzte verbleibende Auge stets nach außen bzw. in ein „Kronenloch“ weisen.
  9. Nur sauberes und scharfes Werkzeug verwenden, da so die Kallusneubildung am ehesten sichergestellt ist.
  10. Bei der Beschneidung von mehreren Obstbäumen hintereinander, sollten die Schnittwerkzeugezwischenzeitlich mit hochprozentigem Alkohol/Spiritus gereinigt werden. Dies ist insbesondere bei Infektion mit Baumkrebs (Nectria galligena) anzuraten.
  11. Schnittwunden von über 2-Euro-Stück-Größe sind mit Wundverschlussmittel (z.B. „Lac-Balsam“) zu verschließen.


Wundverschluss in Bildern

unbehandelte Wunde

1. frisch geschnitte Wunde unbehandelt

Wundschnitt mit einer Hippe

2. dann Glattschnitt der Wundränder mit einer Hippe

glattgeschnittene Wunde

3. glattgeschnittene Wundränder

Wundverstrich der Wunde

4. dann Einstrich der Wundfläche mit einem Wundverschlussmittel

fertig verstrichene Wunde

5. fertig verstrichene Schnittfläche

 

Erziehung im Erwerbsanbau

Apfelbäume Erziehung als Hohlkrone (Kelch)

So können Baumreihen aussehen, wenn Sie wie im Erwerbs-Obstbau geschnitten und gebunden wird. Ziel ist im Erwerbs-Obstbau die Pflückbarkeit des Obstes aus dem Stand bei maximal möglicher Besonnung der Einzeläste.

Mir persönlich gefallen Streuobstwiesen besser,... aber der Trend zu kleineren Obstbäumen setzt sich auch in den Gärten immer weiter durch. So können auf kleinem Raum viele verschiedene Sorten kombiniert werden.Die Erziehung erfolgt in jungen Jahren mit Hilfe von dünnen Bambusstäben. An die Bambusstäbe werden die einzelnen Äste gebunden. So wie bei dieser Abbildung eines Obstbauern aus Kraggenburg (Niederlande) muss es ja nicht gerade aussehen.

2. Birnenbäume ErziehungAls die Birne noch auf eine starkwüchsige Unterlage veredelt wurde, hat man den Birnenbau im unteren Stammbereich mit der Kettensäge bis zur Hälfte eingeschnitten um seine Wüchsigkeit einzudämmen. Auch dieser Einschnitt wird zu den Erziehungstechniken gezählt.
Schon seit Jahrzehnten wird auf Quitte (A oder C) veredelt, dennoch bleiben die Birnen zu wüchsig. Da man aber dennoch die Bäume vom Boden ohne Leiter beflücken möchte, behilft man sich widerrum einer Schnitt- und Bindetechnik.
Der junge Haubttrieb vom Birnenbaum als auch die Seitenäste werden mit einer Schnur nach unten gebunden, so dass der Obstbaum im Wachstum gebremst wird. Die Energie wird so in die Blüten- und Fruchtentwicklung gelenkt. Die Bäume enden auf einer Höhe von 2,20 Meter. Sieht fiess aus, funktioniert aber mit hohem Fruchtertrag.
Wenn man etwas vom Wurzelschnitt versteht, geht auch so etwas - ein Birnenbaum im Kübel.
Zu diesem Zweck muss mehrere Jahre hintereinander ein starker Wurzelschnitt vorgenommen werden, der den Wuchs von feinen Faserwurzeln anregt. Dieser Birnenbaum steht in einem Kübel von 1 x 1 Meter Grundfläche.
Der Baum hat eine Gesamthöhe von etwa 2,50 Meter. Er blüht und trägt hervorragend entwickelte Birnen.
Diesen Birnenbaum können Sie sogar im Freien überwintern.
Das Schöne ist, wenn der Baum erst einmal im Topf steht, ist die Pflege genauso einfach wie bei einem Baum im Erdreich - allerdings darf das Gießen im Sommer nicht vernachlässigt werden. 


Verschiedene Bindetechniken

Jeder Stämmchen und jeder Leitast wird im Erwerbs-Obstbau mühevoll gebunden. Gut dass es im Garten nicht gleich 10.000 Bäume sind, wie im Erwerbs-Obstbau auf einem Hektar angepflanzt werden. Im Obstbau werden heutzutage Schnellbinder eingesetzt. Hier sieht man die Verbindung mit einem lang gespannten Draht (3mm Durchmesser) . Bindungen lassen sich auch mit alten Fahrradschläuchen oder Gummibändern durchführen.

Bitte nehmen Sie zum Anbinden keinen Draht oder oder stabiles Packsband. Formstabiles Material kann mit dem Dickenwachstum der Äste nicht mithalten. Wenn es nicht reisst, wächst es sich in die Äste ein und führt zu einem Stauen der Säfte. Noch ein Schnellbinder. Anders konzipiert, aber genauso wirksam. Dieses Material wird als Schlaufe um das Ästchen und den Stützdraht (3mm Durchmesser) gelegt und wird mit einem einfachen Knoten angeknotet - auch dieses Material wächst mit.


Spalierschnitt bei Birne und Apfel

Sie können gerade bei den kleineren Baumformen, insbesondere dem Busch, verschiedenste Schnittformen einsetzen. Sie können sich, wenn Sie mit grundlegenden Schnitttechniken vertraut sind, für einen Pyramidenschnitt, eine Hohlkrone oder beispielsweise einen Fächerspalier entscheiden. Die Wahl liegt bei Ihnen - vorausgesetzt Sie trauen sich an die Rosenschere und beachten einige grundlegende Schnittregeln.